Führung

Motto statt S.M.A.R.T - Wir brauchen neue Ziele!

May 10, 2017

Motto statt S.M.A.R.T - Wir brauchen neue Ziele!

Was mache ich als Führungskraft, wenn meine Mitarbeiter durch die gemeinsam aufgestellten Ziele nicht motiviert sind?

Oder was mache ich, wenn das im Coaching S.M.A.R.T formulierte Ziel nicht funktioniert? Wenn die konkrete Ausarbeitung von Verhaltensweisen beim Coachee eine gedämpfte Stimmung auslöst und der Coachee die erarbeiteten Schritte nicht in Handlung überführt?

Die meisten Menschen begeben sich in ein Coaching, weil sie auf der Ergebnisebene eine bestimmte Absicht verfolgen. Beispielsweise „Ich muss mich gesünder ernähren“ oder „Ich will einen neuen Führungsstil etablieren“.

Deshalb werden Ziele in der Coaching- und Beratungspraxis üblicherweise so definiert, dass sie in der Zukunft liegen und einen gewünschten Endzustand repräsentieren. Das gilt gleichermaßen für Einzelpersonen und Teams.

Manchmal funktioniert diese Vorgehensweise, oft genug funktioniert sie nicht. Das ist unsere Erfahrung in Team- und Einzelcoachings.

S.M.A.R.T formulierte Ziele sind hervorragend geeignet, wenn es sich um einfach strukturierte und ergebnisbezogene Aufgaben handelt und keine Konflikte zwischen bewussten Motiven (Verstand) und unbewussten Bedürfnissen der Menschen entstehen.

Wenn ein Coachee oder ein Team bei der Umsetzung eines Ziels in Schwierigkeiten gerät, stimmen die erarbeiten Verhaltensweisen häufig nicht mit der inneren Haltung des Klienten überein. 

Ein typisches Beispiel dafür ist das „Nein“ sagen wollen, es in der konkreten Situation aber nicht zu tun. Und das, obwohl der Coachee es auf der Bewusstseinsebene wirklich will und auch weiß, wie wichtig das „Nein“ sagen beispielsweise in einer Situation mit großer Arbeitsbelastung wäre. Bei präziserem Erforschen taucht dann oft ein unbewusstes Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit auf, dass das „Nein“ sagen in der konkreten Situation verhindert.

Eine ausgesprochen wirksame Methode zur Überwindung von innerpsychischen Konflikten ist die Entwicklung von Haltungs- oder Motto-Zielen. Sie stellen die Selbstbestimmtheit des Klienten in den Fokus und zeichnen sich durch großen Optimismus aus.

Motto-Ziele in der Praxis

Was ist anders an Motto-Zielen? Was macht sie so wirksam?

Das wichtigste ist, dass ein Motto-Ziel die innere Haltung eines Menschen und nicht sein Verhalten beschreibt. Sie sind allgemein und bildhaft formuliert. Motto-Ziele transportieren die Werte eines Menschen und haben daher eine sehr hohe intrinsische Motivation mit starker Zielbindung.

Anders als die meisten Zielformulierungen beziehen sich Motto-Ziele auf das Hier und Jetzt in der Gegenwart und streben nicht einen gewünschten Endzustand in der Zukunft an (z. B. Ich möchte bis zum ... x kg abnehmen). So wird uns immer wieder bewusst, dass wir jeden Moment unseres Lebens im Sinne unseres Motto-Ziels handeln können.

Damit Motto-Ziele ihre Wirksamkeit voll entfalten, ist es wichtig, dass sie drei Kernkriterien erfüllen:

1.     Sie werden als Annäherungsziele und nicht als Vermeidungsziele formuliert und zeichnen sich durch durchweg positive Formulierungen aus.

 2.     Die Realisierbarkeit steht vollständig unter der Kontrolle der Zielakteurin bzw. des Zielakteurs. 

 3.     Das Annäherungsziel löst ausschließlich positive Gefühle aus.

 

Beispiele für wirksame Motto-Ziele 

·      Ich gehe selbstbestimmt, fit und gesund durchs Leben.

·      Ich gönne mir entspannte Ruheinseln.

·      Ich schnappe mir die fetten Fische.

Mit Motto-Zielen können stressverschärfende Gedanken- und Verhaltensmuster wirksam und nachhaltig bearbeitet und aufgelöst werden.

 Literatur beim Verfasser

Dr. Ina Rosemeier

Seit über 17 Jahren befasse ich mit dem, was mich am meisten fasziniert: Bewegung und Gesundheit. Bewegung ist für mich gleichermaßen Motor und Herzensangelegenheit. Ich möchte den Menschen, mit denen ich zusammen arbeite, Impulse geben, sich zu bewegen und ihr Leben aktiv zu gestalten.

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