Wenn Menschen zusammenarbeiten, dann entstehen Gefühle. Wir freuen uns, wenn Projekte erfolgreich sind, sind ärgerlich, wenn etwas schiefgeht oder haben Angst vor Veränderung. Gefühle geben uns wichtige Informationen, damit wir uns besser im Leben zurechtfinden.
Und genau hier ist das Problem: bei der Arbeit herrscht emotionale Zurückhaltung. Gefühle werden nicht offen ausgesprochen. Oft sogar unterdrückt oder abgewertet. Das ist erstaunlich, weil damit eine wichtige Quelle für gute Zusammenarbeit ausgeblendet wird.
Wie können wir das ändern?
Zum Beispiel, indem wir im ersten Schritt mehr über Gefühle wissen:
Was sind Gefühle?
Der Psychologieprofessor Paul Ekman konnte in seinen Forschungen fünf Grundgefühle nachweisen:
- Wut
- Trauer
- Angst
- Scham
- Freude
Sie bestimmen unsere Kommunikation und unser Verhalten. Das besondere an ihnen ist, dass sie evolutionär angelegt sind und nicht erlernt werden.
Die fünf Grundgefühle nehmen wir durch körperliche und geistige Reaktionen unseres Organismus wahr. Wenn wir sie fühlen, verändern sich unsere Gedanken, unsere Körperhaltung und unsere Mimik und Gestik.
Gleichzeitig ist das Erleben von Gefühlen eine höchst individuelle Sache. Es ist schwer zu sagen, wie sich Freude, Wut, Trauer, Scham oder Angst für den einzelnen anfühlt.
Kurz gefasst sind Gefühle Botschaften an uns selbst. Wir brauchen sie, um etwas zu wollen und aktiv zu werden oder bestimmte Dinge zu vermeiden. Ohne Gefühle geht das nicht.
Gefühle geben Orientierung
Die fünf Grundgefühle nach Ekman sind Teil unserer Selbstwahrnehmung. Durch Gefühle wissen wir, was wir wollen, was uns gut tut, wann der richtige Zeitpunkt für etwas ist oder wann etwas genug ist.
- Freude sagt uns, dass es sich lohnt, Energie und Zeit zu investieren
- Trauer lässt uns Situationen besser annehmen
- Wut und Ärger lassen uns aktiv werden
Damit die Selbstwahrnehmung feiner funktioniert, hat die Evolution Menschen mit angenehmen und unangenehmen Gefühlen ausgestattet. Angenehme Gefühle zeigen an, dass es uns gut geht und dass unsere Bedürfnisse erfüllt sind. Wir sind beispielsweise zufrieden und motiviert, wenn wir Wertschätzung und Anerkennung erfahren.
Unangenehme Gefühle wirken hingegen wie ein Alarmsignal. Erst durch sie können wir einen Mangel bewusst wahrnehmen. Ärger kann zum Beispiel ein Signal dafür sein, dass uns Klarheit in der Kommunikation fehlt.
Hinterfragen wir unsere Gefühle, wissen wir in welche Richtung wir aktiv werden können. Durch Gefühle können wir unser Verhalten bewusster steuern. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir uns wohl fühlen und unsere Arbeit erfolgreich ist.
Warum gerade unangenehme Gefühle Teams weiterbringen
Wut, Trauer, Angst und Scham treten auf, wenn etwas nicht so ist, wie wir es haben wollen.
Unser Organismus ist so gebaut, dass er versucht den Selbstwert zu erhöhen und Unlust zu vermeiden. Deshalb sind unangenehme Gefühle ein Signal dafür, dass in der Zusammenarbeit Verbindung, Sicherheit, Anerkennung oder Fortschritt fehlen.
Sprechen wir offen über unsere Gefühle, anstatt sie auszublenden, bietet sich sehr früh die Möglichkeit, persönliche Überforderung, Konflikte im Team oder Projektstillstand zu erkennen.
Die Fähigkeit herauszufinden, wie sich unangenehme Gefühle auflösen lassen und zu einer Quelle von Energie und Inspiration werden, zeichnet ein funktionierendes Team aus. Da Situationen, in denen unangenehme Gefühle auftauchen, oftmals komplex und anspruchsvoll sind, brauchen wir hierfür ein größeres Gefühlsvokabular, um angemessen mit diesen Situationen umgehen zu können.
Fazit
Gefühle – angenehme und unangenehme - gehören zur Arbeit dazu. Wut, Angst, Trauer, Freude und Scham sind Teile unseres menschlichen Orientierungssystems. Sie wirken bei der Arbeit wie ein Kompass und unterstützen bei der Problemlösung und in Beziehungen.
Gefühle sind wichtig, um zu verstehen, wie und warum Menschen auf eine bestimmte Art handeln. Sind wir uns unserer Gefühle bewusst, bekommen wir schnell Informationen geliefert, die über den Verstand nicht zugänglich sind.
Besonders die vier unangenehmen Gefühle – Wut, Trauer, Angst und Scham helfen uns dabei, mit unterschiedlichen Konfliktsituationen angemessen umzugehen. Durch das Aussprechen von Gefühlen wird die Kommunikation im Team klar und verlässlich.
Beispiele angenehmer Gefühle
Angeregt, aufgeregt, ausgeglichen, begeistert, berührt, dankbar, entschlossen, entspannt, erfreut, froh, gelassen, gesund, gutgelaunt, inspiriert, klar, kraftvoll, motiviert, mutig, neugierig, ruhig, selbstsicher, stolz, überrascht, wach, zufrieden, zuversichtlich.
Beispiele unangenehmer Gefühle
Alarmiert, angespannt, ängstlich, ärgerlich, betroffen, beunruhigt, einsam, enttäuscht, ernüchtert, erschöpft, frustriert, gehemmt, gelähmt, gelangweilt, genervt, hilflos, müde, niedergeschlagen, ratlos, sorgenvoll, unbehaglich, ungeduldig, unsicher, unter Druck, unzufrieden, wütend.